Die Stiftung Verbundenheit war mit ihrer Lateinamerika-Delegation zu Gast im Auswärtigen Amt. Das Referat 602 unter Leitung des stellvertretenden Referatsleiters Jens Wagner tauschten sich mit den Delegationsteilnehmenden, darunter Vertreterinnen und Vertreter deutsch-lateinamerikanischer Kulturvereine und Mitglieder der Bürgerdiplomatie-Initiative #JungesNetzwerk, aus sieben Ländern Lateinamerikas aus. Begleitet wurde die Delegation vom Ratsvorsitzenden der Stiftung Verbundenheit, Hartmut Koschyk. Im Gespräch stellten die Delegationsteilnehmenden ihre eigenen Bürgerprojekte vor und skizzierten die Entwicklung der Stiftungsarbeit in den jeweiligen Projektländern.
Der stellvertretende Referatsleiters Jens Wagner hob in seiner Eröffnungsrede die lange Geschichte deutscher Einwanderung nach Lateinamerika hervor und betonte, dass Deutschland angesichts eines steigenden Bedarfs an Fachkräften großes Potenzial in der Zusammenarbeit mit südamerikanischen Ländern sieht. „Deutschland braucht mehr Fachkräfte, und Südamerika bietet hier große Perspektiven“, so Wagner. Gleichzeitig sei aber auch die Pflege der Kultur- und Gesellschaftsbeziehungen. Lateinamerika teile viele gemeinsame Werte mit Deutschland. Um diese „gemeinsame Wertebasis“ durch zivilgesellschaftliche Strukturen zu unterstützen, leiste die Stiftung Verbundenheit mit ihren Partnern vor Ort einen wichtigen Beitrag. In der aktuellen globalen Situation, geprägt von Konfrontation und autoritären Regimen, sei es zudem von entscheidender Bedeutung, dass Demokratien zusammenstehen und mit Partnern kooperieren, die ähnliche Werte teilen.
Hartmut Koschyk dankte in seiner Rede für den warmen Empfang und betonte die langjährige Aktivität seiner Delegation in Lateinamerika. Er hob die Bedeutung der Unterstützung durch die Bundesregierung und die Rolle der zivilgesellschaftlichen Zusammenarbeit hervor, wie z.B. bei Projekten wie der Ausstellung der jüdischen Gemeinde in Rosario. Dr. Marco Quiles stellte sechs zentrale Themenfelder der bilateralen Beziehungen vor, darunter Pluralität, Soziales, Umwelt und Technologie. Diese Bereiche seien entscheidend für die zukünftige Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Lateinamerika.
Eine interessante Diskussion ergab sich aus Fragen zur Förderung der dualen Ausbildung und des Volontariats. Wagner wies auf die wichtige Rolle des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) hin, der als zweitgrößte Organisation in diesem Bereich viele internationale Studierende nach Deutschland bringt. „Es gibt in Deutschland viele internationale Studierende, und das Volumen der Stipendien ist recht groß“, erklärte Wagner. Er ermutigte Interessierte, sich auch an Universitäten in regionalen Gebieten zu bewerben, wo die Lebenshaltungskosten oft niedriger seien, aber die Ausbildung gleichermaßen gut ist.
Ein weiteres wichtiges Thema war die Chinastrategie. Ein Delegationsteilnehmer aus Uruguay stellte kritische Fragen zur demografischen Entwicklung Chinas und dessen Einfluss auf Lateinamerika. Wagner betonte die Bedeutung einer kritischen Auseinandersetzung und die Notwendigkeit, Desinformation zu bekämpfen. Auch der russische Angriffskrieg in der Ukraine sowie Konflikte im Nahen Osten blieben nicht unerwähnt.
Auch die Energiewende und die internationale Kooperation in diesem Bereich wurden diskutiert. Ein Delegationsteilnehmer aus Kolumbien sprach über die Bedeutung erneuerbarer Energien und die vielversprechenden Möglichkeiten von Wasserstoff (H2). Wagner hob die Zusammenarbeit zwischen den Botschaften und Hochschulen hervor und betonte die Einbeziehung Österreichs und der Schweiz in diese Netzwerke.
Die Sitzung endete mit einem Dank an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer und dem Ausblick auf zukünftige Kooperationen und Projekte, die die Beziehungen zwischen Deutschland und Lateinamerika weiter stärken sollen.