In diesem Jahr veröffentlicht die Stiftung Verbundenheit in ihren sozialen Medien einen Adventskalender, bei dem an jedem Tag des Advents eine deutsche Minderheit bzw. eine deutschsprachige Gemeinschaften in aller Welt kurz und knapp vorgestellt wird, die derzeit in der Förderung durch das Bundesministerium des Innern oder das Auswärtige Amt steht. Ziel ist es, nicht nur die deutsche Minderheit oder deutschsprachige Gemeinschaft vor Ort kurz vorzustellen, sondern auch das Wissen über ihre Existenz, ihre Tätigkeiten und Projekte zu vermitteln.
10 - Die deutsche Minderheit in Georgien
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In Georgien leben etwa 1.000 Menschen, die der deutschen Minderheit (Kaukasusdeutsche, Wolgadeutsche und Schwarzmeerdeutsche) angehören und im Dachverband der ethnischen Deutschen „Assoziation der Deutschen Georgiens „Einung‘“ organisiert sind. Dieser wurde 1991 mit dem Ziel gegründet, die deutsche Sprache, das Brauchtum und die kulturelle Identität der Mitglieder zu wahren und zu pflegen. Die Mehrheit der Deutschen in Georgien lebt in Tiflis, daneben auch in Rustawi und Bolnissi (ehem. Katharinenfeld).
Der Dachverband für alle ethnisch Deutschen, die Assoziation „Einung“, verfügt über einen Vorstand, der alle 5 Jahre durch eine Mitgliederversammlung neu gewählt wird. Die Selbstorganisation der Deutschen in Georgien hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen den deutschen und georgischen Völkern des Landes zu stärken. Des Weiteren sollen günstige Bedingungen für die Wiederherstellung der kulturellen Traditionen der in Georgien lebenden Deutschen geschaffen werden. Um diese Aufgaben zu erfüllen, wird in drei Begegnungsstätten gearbeitet: Der Hauptgeschäftsstelle im Zentrum der Hauptstadt Tiflis, in Rustawi und seit 2023 auch in Bolnisi (ehem. Katharinenfeld). Diese Projekte, die insbesondere auf Kinder, Jugendliche und Senioren ausgerichtet sind, werden durch Mittel des Förderprogramms des Bundesministeriums des Innern zur Unterstützung der deutschen Minderheit in Georgien finanziert. Darüber hinaus bietet die „Einung“ ergänzende Maßnahmen zur Förderung des Erlernens der deutschen Sprache an, wobei die Sprachkurse durch Mittel des Auswärtigen Amtes unterstützt werden. Die Evangelisch-Lutherischen Kirche in Georgien und dem südlichen Kaukasus (ELKG) engagiert sich, basierend auf der historischen Entwicklung, in der sozialen und humanitären Unterstützung für sozialbedürftige Angehörige der Erlebnisgeneration der ethnisch Deutschen.
Georgien liegt an der Schnittstelle zwischen Europa und Asien und spielt eine wichtige Rolle als Transitland für Energie-und Handelsrouten. Diese geografische Lage macht Georgien zu einem strategischen Partner, da es den Kaspischen Raum mit dem europäischen Markt verknüpft. Die Unterstützung Georgiens durch die NATO und die EU könnte als Teil einer größeren Strategie zur Stärkung der östlichen Nachbarländer der EU gesehen werden. Deutschland engagiert sich aktiv für die Unterstützung Georgiens in seinen Bestrebungen um politische Stabilität, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Ein stabiles und demokratisches Georgien trägt nicht nur zur Sicherheit und Stabilität in der Region bei, sondern ist auch von wesentlicher Bedeutung für die Sicherheit und Stabilität Europas insgesamt.
In den vergangenen Jahren hat Deutschland seine politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Georgien intensiviert. Dies umfasst sowohl die Entwicklungszusammenarbeit als auch gezielte wirtschaftliche Investitionen. Deutschstämmige in Georgien haben traditionell in verschiedenen Sektoren, wie der Landwirtschaft, dem Handwerk und der Industrie, gewirkt. Durch ihre kulturellen Verbindungen zu Deutschland können sie als wichtige Brücke für die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern fungieren. Die deutsche Kultur und Geschichte in Georgien ziehen zudem Touristen an und tragen zur wirtschaftlichen Entwicklung der Regionen bei, in denen Deutschstämmige leben. In den letzten Jahren ist die Zahl der Touristen aus Deutschland nach Georgien gestiegen. Georgien hat sich zu einem beliebten Reiseland entwickelt, das eine Vielzahl von Attraktionen bietet, darunter eine reiche Kultur, beeindruckende Landschaften und historische Stätten. Die Dachorganisation der ethnischen Deutschen, die Assoziation „Einung“, engagiert sich aktiv in der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN), der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten (AGDM) sowie im Europäischen Zentrum für Minderheitenfragen (ECMI).
Die kulturellen und historischen Verbindungen zwischen Deutschland und Georgien weisen eine lange und facettenreiche Geschichte auf. Ab 1817 wanderten über 2.500 Deutsche schwäbischer Herkunft nach Georgien aus. Daraufhin wurden in der Nähe von Tiflis acht Kolonien gegründet, die in der Umgangssprache als „Schwabendörfer“ bekannt wurden. Die bedeutendste dieser Siedlungen ist Katharinenfeld, das heute als Bolnissi bekannt ist. In Bolnissi befindet sich eine der drei Begegnungsstätten der Assoziation „Einung“, wo die Kultur und Traditionen der ethnischen Deutschen aktiv gelebt und weitergegeben werden. Bis 1918 entstanden in Georgien über 20 Dörfer, die von Kaukasiendeutschen gegründet wurden.
Obwohl die meisten dieser Kolonien heute georgische Namen tragen, ist der deutsche Einfluss in diesen Städten weiterhin spürbar, insbesondere durch zweisprachige Orts-und Straßenschilder. Darüber hinaus zeugen Kirchen und Museen von der Geschichte der deutschen Gemeinschaft in Georgien. Heute sind sie ein integraler Bestandteil der multikulturellen Landschaft Georgiens. Die Assoziation „Einung“ engagiert sich aktiv im öffentlichen Leben der georgischen Gesellschaft und ist Mitglied im Rat der nationalen Minderheiten beim Ombudsmann von Georgien sowie im Koordinationsrat der nationalen Minderheiten im Stadtrat (Sakrebulo) von Tiflis.



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