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Datum
4.12.2025
Autor
Dominik Duda

Adventskalender 2025 - Die Deutsche Minderheit in Tschechien

In diesem Jahr veröffentlicht die Stiftung Verbundenheit in ihren sozialen Medien einen Adventskalender, bei dem an jedem Tag des Advents eine deutsche Minderheit bzw. eine deutschsprachige Gemeinschaften in aller Welt kurz und knapp vorgestellt wird, die derzeit in der Förderung durch das Bundesministerium des Innern oder das Auswärtige Amt steht. Ziel ist es, nicht nur die deutsche Minderheit oder deutschsprachige Gemeinschaft vor Ort kurz vorzustellen, sondern auch das Wissen über ihre Existenz, ihre Tätigkeiten und Projekte zu vermitteln.

4 - Die Deutsche Minderheit in Tschechien

In Tschechien identifizieren sich rund 24.200 Staatsbürger mit der deutschen Nationalität, wobei die größte Organisation der deutschen Minderheit die Landesversammlung der deutschen Vereine ist, die rund 7.500 Mitglieder zählt. Der Kulturverband der Bürger deutscher Nationalität folgt mit etwa 1.300 Mitgliedern und die „Jugend-Kultur-Organisation“ hat sich als wichtige Anlaufstelle für junge Menschen und Projekte etabliert.

Nach jahrelangen Bemühungen hat die Tschechische Republik am 28. Februar 2024 die deutsche Sprache unter den erweiterten Schutz des Dritten Teils der Europäischen Charta der Regional-oder Minderheitensprachen gestellt. Das Ziel ist es in den ehemali-gen deutschsprachigen Gebieten Böhmens, Mährens und Schlesiens Deutsch als gesellschaftlich relevante Landessprache zu etablieren. Der Schutz des Deutschen in der gesamten Tschechischen Republik ist nicht nur für die deutsche Minderheit in Tschechien von Bedeutung, sondern dient als Brücke der Kultur, der Bildung und Zusammenarbeit in Europa.

Die Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik e.V. (LV) ist die zentrale Organisation der regionalen und lokalen Verbände der deutschen Minderheit in der Tschechischen Republik mit Sitz in Prag. Seit ihrer Gründung im Jahr 1992 verfolgt die LV das Ziel, die Interessen und Anliegen der deutschen Minderheit zu vertreten und diese in verschiedenen Minderheitengremien zu repräsentieren. Zudem setzt sie sich dafür ein, das kulturelle Erbe der deutschsprachigen Bevölkerung in der Tschechischen Republik sichtbar zu machen und die deutsch-tschechische Partnerschaft zu stärken. Ein weiterer Fokus liegt auf der Förderung der deutschen Sprache, sowohl als Kulturgut als auch im Bildungsbereich. Aktuell umfasst die Organisation 21 eigenständige, registrierte Verbände der heimatverbliebenen Deutschen sowie 15 Begegnungszentren.

Es gibt auch bei der Struktur der deutschen Minderheit in Tschechien die Jugend- und Kulturorganisation JUKON. Seit ihrer Gründung im Jahr 1999 organisiert die JUKON verschiedene Jugend- und Kulturprojekte, um sprachliche Fähigkeiten der Angehörigen der deutschen Minderheit zu fördern, generationsübergreifende Begegnungen zu ermöglichen und die deutsche Identität zu stärken.

Die Landesversammlung (LV) arbeitet mit fünf Partnerorganisationen zusammen. Die Bohemia Troppau, 1992 als Wirtschaftsstiftung gegründet, unterstützt kleine und mittelständische Unternehmen mit zinsgünstigen Krediten und organisiert Bildungs-sowie Sozialprojekte der deutschen Minderheit. Das Thomas-Mann-Gymnasium, 1995 gegründet, bietet eine achtjährige Ausbildung mit intensivem Deutschunterricht. Im Jahr 2020 initiierte die LV zusammen mit der Grundschule der deutsch-tschechischen Verständigung die Initiative „Deutsch als Unterrichts- und Kultursprache“ (DEUKS). Das monatliche Magazin LandesECHO fördert den deutsch-tschechischen Dialog.

Die Tschechische Republik nimmt aufgrund ihrer zentralen Lage in Europa und ihrer Mitgliedschaften in internationalen Bündnissen eine bedeutende geopolitische Rolle ein. Seit 1999 ist das Land Mitglied der NATO und seit 2004 Teil der Europäischen Union. Darüber hinaus gehört Tschechien seit 1993 den Vereinten Nationen an. Diese multilateralen Bindungen prägen die Außen- und Sicherheitspolitik des Landes und positionieren es als verlässlichen Partner in der europäischen und transatlantischen Zusammenarbeit.

Deutschland ist dabei sowohl politisch als auch wirtschaftlich der wichtigste Partner Tschechiens. Nach der politischen Wende von 1989 haben sich die Beziehungen zwischen der Tschechischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland äußerst positiv entwickelt. Auf der Grundlage historischer Aussöhnung und intensiver Kooperation entstand eine Ebene der Freundschaft, die heute als ausgezeichnet bezeichnet werden kann. Diese engen bilateralen Beziehungen tragen erheblich zur Stabilität und Integration Mitteleuropas bei und unterstreichen die Schlüsselrolle Tschechiens in der europäischen Politik.

Die deutsche Minderheit in Tschechien spielt eine wichtige Rolle bei der Förderung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Tschechien. Deutsche Unternehmen investieren in Regionen, in denen die Minderheit aktiv ist, da dort sprachliche und kulturelle Synergien die Zusammenarbeit positiv beeinflussen. Dies trägt nicht nur zur Schaffung von Arbeitsplätzen bei, sondern fördert auch die wirtschaftliche Stabilität in den betroffenen Regionen.

Historisch betrachtet war das Sudetenland, die Heimat der Sudetendeutschen, eine der wirtschaftlich am weitesten entwickelten Regionen in der ehemaligen Tschechoslowakei. Die industrielle Infrastruktur, die von sudetendeutschen Unternehmen und Fachkräften geprägt war, legte die Grundlage für die wirtschaftliche Dynamik in der Region. Heute knüpfen viele deutsche Investoren an diese Tradition an, da die Region über ein historisch gewachsenes Fachwissen und eine kulturelle Verbindung zu Deutschland verfügt.

Durch die Vermittlung deutscher Sprache und Kultur trägt die Minderheit zur Entwicklung einer gut ausgebildeten und mehrsprachigen Arbeitskraft bei, die für die Integration in den deutschen und europäischen Arbeitsmarkt besonders attraktiv ist. Diese Arbeitskräfte sind insbesondere in Grenzregionen wie dem Egerland von strategischer Bedeutung, da hier enge wirtschaftliche Verflechtungen zwischen beiden Ländern entstehen, die langfristig für Stabilität und Wachstum sorgen.

Politisch gesehen ist die deutsche Minderheit ein wichtiger Akteur, der auf regionaler Ebene häufig in Gremien vertreten ist und die Belange der deutsch-tschechischen Zusammenarbeit aktiv mitgestaltet. Ihre historische Verbindung zu den Sudetendeutschen unterstreicht die Bedeutung eines konstruktiven Dialogs über gemeinsame Geschichte und Zukunft. Durch ihre Position fördert die Minderheit eine Plattform für den Dialog zwischen Deutschland und Tschechien und stärkt gleichzeitig die Minderheitenrechte auf EU-Ebene, was zur politischen Stabilität und zur Vertiefung der bilateralen Bezie-hungen beiträgt.

Die deutsche Minderheit in Tschechien trägt wesentlich zur Bewahrung und Förderung der deutschen Kultur und Sprache bei. Mit einer Vielzahl kultureller Aktivitäten wie Volkstanzgruppen, deutsch-tschechischen Heiligenmessen, Wallfahrten und der Pflegetraditioneller Trachten bleibt das kulturelle Erbe lebendig. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Pflege der Egerländer Mundart, die durch Lieder, Gedichte und Artikel so-wie durch die Veröffentlichung von Büchern und Tonträgern erhalten wird.

Darüber hinaus spielt die deutsche Minderheit eine bedeutende Rolle im kulturellen Austausch zwischen der tschechischen Mehrheitsgesellschaft und Deutschland. Projekte in den Bereichen Ethnokultur, Sprach- und Jugendarbeit kommen nicht nur der Minderheit, sondern der gesamten Gesellschaft zugute.

Die deutsche Minderheit fungiert als Brücke zwischen Tschechien und Deutschland, indem sie Vorurteile abbaut und Integration fördert. Deutschsprachige Medien wie Zeitungen und Radiosendungen tragen dazu bei, ihre Arbeit sichtbar zu machen und den kulturellen Austausch zu unterstützen. Gleichzeitig bewahrt die Minderheit mit ihren vielfältigen Projekten und Traditionen eine wertvolle Verbindung zur gemeinsamen deutsch-tschechischen Geschichte und fördert ein lebendiges kulturelles Miteinander.

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