In diesem Jahr veröffentlicht die Stiftung Verbundenheit in ihren sozialen Medien einen Adventskalender, bei dem an jedem Tag des Advents eine deutsche Minderheit bzw. eine deutschsprachige Gemeinschaften in aller Welt kurz und knapp vorgestellt wird, die derzeit in der Förderung durch das Bundesministerium des Innern oder das Auswärtige Amt steht. Ziel ist es, nicht nur die deutsche Minderheit oder deutschsprachige Gemeinschaft vor Ort kurz vorzustellen, sondern auch das Wissen über ihre Existenz, ihre Tätigkeiten und Projekte zu vermitteln.
6 - Die Deutsche Minderheit in Kasachstan
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In Kasachstan leben über 130 verschiedene Ethnien, dazu gehört auch die deutsche Minderheit, die etwa 226.000 (1,14% der Bevölkerung) Menschen umfasst und damit den 6. Platz unter den verschiedenen Ethnien einnimmt. Sie leben in ganz Kasachstan verteilt, wobei die Mehrheit im zentralen und nordöstlichen Teil des Landes leben, so im Gebiet Akmola, aber auch in Karaganda, Kostanai oder Pawlodar. Die Minderheit wird von der gesellschaftlichen Stiftung „Vereinigung der Deutschen Kasachstans – Wiedergeburt“ repräsentiert. Insgesamt gibt es 20 Regionale Gesellschaften/ Vertretungen, die durch die Unterstützung der Bundesrepublik Deutschland Projekte v.a. im Bereich der Jugend- und Spracharbeit umsetzen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist die Förderung der deutschen Ethnokultur, die Eliteförderung und die Förderung der Partnerprojekte als Brücke zwischen Kasachstan und Deutschland.
Mithilfe des Förderprogramms der Bundesrepublik Deutschland und Spenden der einheimischen Unternehmer wurden bedeutende Kulturzentren der deutschen Minderheit in Kasachstan geschaffen: das Deutsche Haus in Almaty, das Kasachisch-Deutsche Zentrum in Astana, das Deutsche Haus in Pawlodar und das Deutsche Haus in Lisakowsk (Kostanai), in denen generationsübergreifend das deutsche Kulturerbe gepflegt wird.
Die Gesellschaftliche Stiftung „Wiedergeburt“ dient als übergeordnete Organisation für die Selbstorganisation der deutschen Gemeinschaft in Kasachstan. Sie umfasst 20 regionale gesellschaftliche Vereinigungen, einschließlich zweier regionaler Vertretungen der Stiftung, die das Förderprogramm umsetzen und landesweit im Interesse der deutschen Volksgruppe in Kasachstan aktiv sind. Das Exekutivbüro der GS Wiedergeburt hat ihren Sitz im Kasachisch-Deutschen Zentrum in Astana und besteht aus 34 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Projekte im Rahmen des Förderprogramms des Bundeministeriums des Innern zugunsten der Deutschen Minderheiten in den Staaten Mittel- und Osteuropas sowie in den Nachfolgestaaten der ehe-maligen Sowjetunion werden von 18 Regionalgesellschaften und 2 Regionalvertretungen der GS Wiedergeburt umgesetzt. Der Verband der deutschen Jugend Kasachstans ist in die GS Wiedergeburt integriert und entstand im Jahr 1996. Bis Ende 2023 zählte der Verband 16 Deutsche Jugendklubs (DJKs) und hatte Niederlassungen in 21 Ortschaften, wo Jugendprojekte durchgeführt werden. Die Wiedergeburt ist außerdem die Gründungsorganisation der „Deutschen Allgemeinen Zeitung“ (DAZ), der einzigen deutschsprachigen Zeitung in Zentralasien.
Kasachstan ist aus mehreren Gründen ein interessanter Partner für Deutschland. Dies liegt schon an der Lage des Landes: Kasachstan liegt strategisch zwischen Europa und Asien und spielt daher eine wichtige Rolle in der geopolitischen Balance. Die Beziehungen zu Kasachstan sind für Deutschland und die EU wichtig, um Einfluss in Zentralasien zu gewinnen und Stabilität in der Region zu fördern. Hinzukommt, dass Kasachstan reich an natürlichen Ressourcen wie Öl, Erdgas, Uran und verschiedenen Mineralien ist. Für Deutschland sind diese Rohstoffe für die Aufrechterhaltung der Energieversorgung und industrielle Produktion interessant. Vor allem die Diversifizierung der Energiequellen und die Verringerung der Abhängigkeit vonRohstoffen aus der Russischen Föderation habenin den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen .Im Bereich der Wirtschaft gibt es bilaterale Beziehungen in unterschiedlichen Sektoren, wie Maschinenbau, Automobilindustrie und erneuerbare Energien.
Kasachstan ist der bedeutendste Handelspartner der Bundesrepublik Deutschland in Zentralasien und macht über 80% des Handelsvolumens mit dieser Region aus. Der Handelsumsatz zwischen Deutschland und Kasachstan beträgt etwa 5 Milliarden Euro. Die erfolgreiche Kooperation zwischen den beiden Ländern zeigt sich sowohl in den stabilen wirtschaftlichen als auch in den politischen Beziehungen. Die Selbstorganisation der Deutschen in Kasachstan, GS Wiedergeburt, verfügt über einen sogenannten Koordinationsrat zur Entwicklung des Unternehmertums. Dabei handelt es sich um eine beratende Einrichtung, die zur Stärkung, Unterstützung und Entwicklung der unternehmerischen Aktivitäten der Deutschen Kasachstans gebildet wurde. Ziele und Aufgaben dieses Koordinationsrates sind u. a. die praktische Unterstützung in der Entwicklung der Kooperationen zwischen den deutschen Unternehmern innerhalb Kasachstans und zu jenen Unternehmern, die aus Kasachstan in die Bundesrepublik ausgesiedelt sind.
Neben der Wirtschaft nehmen ethnische Deutsche in Kasachstan auch in der Politik einflussreiche Rollen ein. Das kasachische Parlament besteht aus zwei Kammern: einem Oberhaus (Senat) und einem Unterhaus (Mäschilis). Durch einen Erlass des kasachischen Präsidenten, Kassym-Schomart Tokajew, wurde Yevgeniy Bolgert, Vorsitzender des Aufsichtsrates der GS Wiedergeburt, zum Abgeordneten des Senats des Parlaments der Republik Kasachstan ernannt. Seit dem 28. September 2023 ist er Sekretär des Ausschusses für Verfassungsgesetzgebung, Justiz und Strafverfolgungsbehörden. Im Unterhaus des kasachischen Parlaments (Mäschilis) ist Albert Rau der stellvertretende Vorsitzende. Zugleich ist er einer der Mitbegründer der Gesellschaftlichen Stiftung
„Wiedergeburt“. Außerdem ist er der ehemalige Vizeminister für Investitionen und Entwicklung der Republik Kasachstan und Akim der Region Akmola (2008-2010). Mit den beiden genannten Vertretern der deutschen Minderheit wird sichergestellt, dass die Anliegen der ethnischen Deutschen Kasachstans auch im Parlament wahrgenommen werden.
Mit Hilfe der GS Wiedergeburt haben die ethnischen Deutschen bereits heute einen nachhaltigen Einfluss auf die kasachische Gesellschaft ausgeübt. Dies wird durch verschiedene umgesetzte Projekte deutlich, wie etwa die Sonntagsschulen, das funktionierende Sozialnetz und die Einführung des europäischen Modells zur sozialen Unterstützung der Bevölkerung. Darüber hinaus sind die Deutschen in Kasachstan gut in die Gesellschaft integriert. Bei den letzten Wahlen wurden viele Deutschstämmige in staatliche Organe (s.o.) gewählt oder sind aktiv in Politik und Verwaltung tätig. Die Deutschen Kasachstans tragen aktiv zur wirtschaftlichen Entwicklung der Republik bei und sind in zahlreichen Wirtschaftssektoren, insbesondere in der Landwirtschaft, vertreten.
Die GS Wiedergeburt vereint die regionalen Gemeinschaften der Deutschen in Kasachstan und engagiert sich in bedeutenden Staatsprogrammen, wodurch sie zu einem wesentlichen Bestandteil der kasachischen Zivilgesellschaft wird. Zudem spielt sie eine wichtige Brückenfunktion zwischen Kasachstan und Deutschland, indem sie maßgeblich zur Bewahrung der Sprache, Kultur und Traditionen der Deutschen in Kasachstan beiträgt. Der kasachische Staat, der eine bedeutende Minderheitenpolitik verfolgt, bietet in dieser Hinsicht zahlreiche Möglichkeiten. Die „Deutsche Allgemeine Zeitung“ und das Deutsche Theater erhalten Unterstützung von der kasachischen Regierung. Alle diese Institutionenverfolgen ein gemeinsames Ziel: die Förderung und Erhaltung des kulturellen Erbes der Deutschen in Kasachstan.


