Mit den Klick auf "Alle akzeptieren", sind Sie damit einverstanden, dass wir Cookies (auch von Drittanbietern) auf Ihrem Gerät speichern, um das Nutzererlebnis für Sie zu verbessern und für Marketingzwecke Ihre Seitennutzung aufzeichnen. Weiter Informationen finden Sie hier:
Datenschutzerklärung | Impressum
Datum
3.11.2023
Autor
Stiftung Verbundenheit

Hartmut Koschyk beim Tag der Heimat in Fichtelberg

Volles Haus beim Tag der Heimat des Bundes der Vertriebenen in Fichtelberg

Der Goethesaal im Gasthaus Specht war brechend voll. Unter dem Motto „Krieg und Vertreibung- Geißeln der Menschheit“ nahmen rund 100 Besucher am Tag der Heimat 2023 in Neubau/Fichtelberg teil.

Eingeladen hatte der BdV-Kreisvorsitzende Helmut Hempel aus Warmensteinach. In seiner Begrüßung wies der Kreisvorsitzende daraufhin, dass die zentrale Gedenkveranstaltung des Bundes der Vertriebenen alljährlich an unterschiedlichen Orten in ganz Deutschland ausgetragen wird. Der Tag der Heimat geht zurück auf die Kundgebung vor dem Stuttgarter Schloss am 5. August 1950, bei der die Charta der deutschen Heimatvertriebenen verkündet wurde. In ihr haben die Vertriebenen bereits fünf Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges auf Rache und Vergeltung verzichtet.

Hempel konnte neben den Vertretern der Landsmannschaften, wie der Schlesier, der Donau- und Banater Schwaben, der Ost- und Westpreußen, dem Verband der Siebenbürger Sachsen, der Deutschen aus Russland und der Sudetendeutschen besondere Ehrengäste begrüßen: Allen voran den Festredner Hartmut Koschyk, MdB a.D., CSU, den Landrat Florian Wiedemann, FW, die Kreisrätin Sabine Habla, Bezirksvorsitzende der UdV, CSU, den Kreisrat Günter Pöllmann, den 1. Bürgermeister von Fichtelberg Sebastian Voit, Bürgermeister Axel Hermann von Warmensteinach, den 2. Bürgermeister von Weidenberg Günter Dörfler, Dr. Peter Fülle, Warmensteinach sowie den Vertriebenenseelsorger des Erzbistums Pfarrer R. Herbert Hautmann, Gößweinstein.

In Angleichung an die Tageslesung, dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser, verwies Pfarrer Hautmann in seinem geistlichen Impuls auf die gelungene Aufnahme der Heimatvertriebenen mit dem Satz hin „Ihr seid jetzt nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger“. Hautmann, selbst Sudetendeutscher aus Eger, berichtete weiter als Zeitzeuge aus seinen Erfahrungen über die Zeit seiner Jugend in Eger, die Vertreibung und die Entwicklung in der neuen Heimat in Bayern.

Grußworte kamen vom Landrat Florian Wiedemann und vom Bürgermeister Sebastian Voith. Beide lobten den Aufbauwillen der Heimatvertriebenen, ihre geglückte Aufnahme im Landkreis Bayreuth und zeigten sich überrascht von der noch immer vorhandenen Aktivität der Heimatvertriebenen. Dem schloss sich Hartmut Zurek von den Schlesiern in seinem Grußwort an.

Das Hauptreferat hielt Hartmut Koschyk, CSU, Finanzstaatssekretär und MdB a.D.  Hartmut Koschyk gab in einem Spannungsbogen von der Charta der Heimatvertriebenen 1950 über die Aufbauleistungen der Nachkriegsjahre einen Rückblick über die Entwicklung der Heimatvertriebenen seit 1945/1946. Ohne zu jammern und in Eigenverantwortung haben die Heimatvertriebenen ihr geistiges Gepäck verwendet und mitgearbeitet. Erbe dankte sich bei Allen, die den Vertreibungsgruppen für diese Aufbauleistung eine hohe Wertschätzung und eine hohe Anerkennung entgegengebracht haben. Besonders der Freistaat Bayern hat in hohem Maße von dieser Aufbauleistung profitiert. Er erinnerte beispielhaft an die Glaserzeugung im Fichtelgebirge, an die Werkssiedlung der Gablonzer in Weidenberg und an die Welt-Firma Markgraf in Bayreuth. An Persönlichkeiten nannte Koschyk den Ersten Sudetendeutschen Landrat Dr. Josef Kohut und den langjähren zweiten Bürgermeister Franz Überla in Bayreuth, um nur zwei aus einer langen Liste hervorzuheben.  

Durch eine breite Museumslandschaft haben die Vertriebenen zum Beispiel durch das Sudetendeutsche Museum in München, oder das Egerlandmuseum in Marktredwitz dafür gesorgt, dass ihre Geschichte lebendig bleibt.

Lange Zeit sind allerdings die Vertriebenen wegen ihres starken Heimatbewusstseins als „Revanchisten“ bezeichnet worden und die Medien haben ihre Veranstaltungen überwiegend nicht aufgegriffen. Dieser Eindruck besteht auch leider heute wieder.

Eine der jetzt in der Zukunft verbliebenen Aufgaben ist, die Verbindung zu den deutschen Minderheiten in den Herkunftsländern zu halten und damit die Weiterentwicklung von Europa zu unterstützen. Koschyk erwähnte weiter, dass der tschechische Staatspräsident Petr Pavel in Selb sich ausdrücklich bei der Sudetendeutschen Landsmannschaft und ihrem Sprecher Bernd Posselt für ihr langjähriges, konstruktives Verhalten bedankte. Erfreuliches dürfte sich wohl auch in Polen aufgrund der jüngsten Wahlergebnisse entwickeln. „Unsere Verpflichtung“ so Koschyk „ist es, unser Geschichtsbewusstsein an Kinder und Enkelkinder weiterzugeben“. Deshalb ist es wichtig eine Verbindung zur alten Heimat aufrechtzuerhalten. Besonders erwähnte er auch die Aktion der tschechischen Regierung, die Gräber der Deutschen als Erinnerungskultur in den nächsten Jahren als Denkmäler zu erhalten. Brückenbauer und Friedensstifter sollten wir alle in der Zukunft bleiben. Koschyk schloss mit einem Goethe Zitat aus Faust I: „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen“.

Im kulturellen Teil des Tages der Heimat kam nochmals eine besondere Stimmung auf. Horst Skripalle trug Gedichte in schlesischer Mundart und Dr. Gerhard Lang in Gablonzer (paurischer) Mundart von Heinz Kleinert vor. Auch wenn nicht jeder Gast, jedes Wort verstand, die Lachsalven zeigten das Verständnis und die Sympathie für die vorgetragenen Mundartbeiträge.

Die musikalische Umrahmung der Veranstaltung hatte in einer schnellen Ersatzaktion Theo Knopf auf seiner Konzertina gekonnt übernommen. Die Gäste sangen bei seinen gespielten Heimatliedern kräftig mit und danken ihm und den Mundartkünstlern mit ehrlichem, kräftigem Applaus.

Margaretha Michel, Pegnitz, übernahm den Abschluss der Veranstaltung. Auch sie forderte gegenseitiges Verständnis mit den tschechischen Nachbarn und Fortsetzung der inzwischen vielfältig entstandenen Kontakte. Als Gymnasiallehrerin hatte sie bereits 1968 in Pegnitz mit einem gelungenen Schüleraustausch mit Slaný (deutsch Schlan) bei Prag, viele positive Kontakte geknüpft.

Mit der Deutschlandhymne schloss der Tag der Heimat ab.

Unterstützen Sie die Stiftung Verbundenheit

Mit Ihrer Spende unterstützen Sie ausgewählte humanitäre und kulturelle Stiftungsprojekte weltweit. Werden Sie Teil unseres Spenderkreises und erhalten Sie exklusive Einblicke und Angebote.
Unterstützer werden