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Datum
4.8.2025
Autor

Tage der Verbundenheit: Grußwort des Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Dr. Bernd Fabritius

Im Rahmen der Kulturgala bei den diesjährigen "Tagen der Verbundenheit" hatte der Beauftragen der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Dr. Bernd Fabritius, die Gelegenheit ein Grußwort zu sprechen, welches wir hier im Wortlaut wiedergeben möchten, da es viele Anknüpfungspunkte und Gedankengänge beinhaltet, die die aktuellen Fragen der Angehörige der deutschen Minderheiten, die derzeitige Situation der deutschen Minderheiten und die der Förderung dieser durch die Bundesrepublik Deutschland betreffen.

Lesen Sie hier das Grußwort des Herrn Beauftragten:

Grußwort des Beauftragten für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Dr. Bernd Fabritius, anlässlich der „Tage der Verbundenheit“ der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland“ in Bayreuth 2025

Sehr geehrter Herr Koschyk, Vorsitzender des Stiftungsrates,

sehr geehrter Herr Prof. Dr.Junk, Vorsitzender des Stiftungsvorstandes,

sehr geehrter Herr Gant, Abgeordneter desDemokratischen Forums der Deutschen in Rumänien im rumänischen Parlament,

Sehr geehrte FrauBeauftragte Dr. Loibl, Beauftragte der BayerischenStaatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, MdL,

liebe Angehörige der deutschen Minderheiten und deutschsprachigen Gemeinschaften, 

sehr verehrte Gäste, ich freue mich, Ihnen zu diesen „Tagen der Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland“ herzliche Grüße der Bundesregierung – allen voran von Bundeskanzler Friedrich Merz und Bundesinnenminister Alexander Dobrindt – zu übermitteln. Seien Sie versichert: für die Bundesregierung sind und bleiben die Anliegen deutschen Minderheiten weiterhin wichtig.

Auch in diesem Jahr bilden Sie im Rahmen der „Tage der Verbundenheit“ ein vielfältiges Themenspektrum ab, das – und ich zitiere aus dem Programm -  „zentrale Fragen von Identität und Herkunft aufgreift: von der Geschichte der deutschen Minderheiten und deutschsprachiger Gemeinschaften über aktuelle wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderungen bis hin zu Perspektiven transregionaler und internationaler Zusammenarbeit“.

Diese breite Themenpalette zeigt einmal mehr, wie viele unterschiedliche Aspekte des gesellschaftlichen Miteinanders und der zwischenstaatlichen Zusammenarbeit berührt sind, wenn es um deutsche Minderheiten geht.

Und viele der zentralen Fragestellungen, die durch die Geschichte der deutschen Minderheiten aufgeworfen werden, berühren uns heute noch genauso wie ehedem.

Das sind Fragen nach der Herkunft, nach der Kultur und nach der Tradition. Was bedeutet Heimat - für mich, für meine Familie? Was ist es wert, bewahrt zu werden? Wann muss man vertraute Dinge loslassen? Inwieweit muss ich und meine Familie in der Mehrheitsbevölkerung „aufgehen“?

Diesen Fragen nach der eigenen Identität kann man nicht ausweichen. Dies konnten weder die nach dem 2. Weltkrieg Vertriebenen, noch die späteren Aussiedler. Und auch heute müssen sich die Angehörigen der deutschen Minderheit diesen Fragen stellen.

Zum Glück jedoch kommt es heute kaum noch vor, dass Angehörige der deutschen Minderheiten einen konfliktträchtigen Spagat zwischen Eingliederung in die Mehrheitsgesellschaft auf der einen, und Bewahrung der eigenen Identität auf der anderen Seite leisten müssen.

Es gibt aber immer wieder Zeiten, in denen Konflikte zunehmen und Mauern aufgebaut werden. Zeiten, in denen vereinzelt deutsche Minderheiten aus nationalistischen oder machtpolitischen Gründen in ihren Herkunftsstaaten diskriminiert und inzwischen staatlichen Beziehungen instrumentalisiert werden, wie dies etwa unter der PiS-Regierung in Polen der Fall war. Auch die deutsche Minderheit in Russland befindet sich derzeit in keiner einfachen Lage. Gerade in solchen Zeiten ist die Förderung der Bundesregierung ein wichtiges Zeichen an die betroffenen deutschen Minderheiten: Ihr seid nicht allein! Wir stehen an Eurer Seite!  

Eine selbstbewusste Minderheit wiederum, die ihre eigene Identität kennt und über Mittel und Möglichkeiten verfügt, sich und ihre Kultur der Mehrheitsgesellschaft zu präsentieren, trägt aktiv zu einem Abbau von Vorurteilen und zu einer Stärkung der Brückenfunktion zur jeweiligen Mehrheitsgesellschaft bei. Angehörige deutscher Minderheiten sind damit ein wichtiger Faktor in den bilateralen Beziehungen Deutschlands mit den jeweiligen Herkunftsstaaten. Sie stehen für ein friedliches Miteinander und für echte Dialogbereitschaft.

Eine aktive, gut in die Mehrheitsgesellschaft eingegliederte Minderheit, stellt überdies einen echten Mehrwert für die Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland dar. Ich möchte hier das Beispiel der deutschen Minderheit in Polen nennen, wo die Beherrschung der deutschen Sprache im Raum Oppeln einen echten Mehrwert beider Arbeitssuche bedeutet. Die guten Deutschkenntnisse der Angehörigen der deutschen Minderheit führen wiederum zur Ansiedlung neuer deutscher Firmen in Oppeln.

Deutsche Minderheiten sind also bedeutsame Ansprechpartner für viele Verantwortliche in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Durch eine selbstbewusste und engagierte Interessenwahrnehmung können sie allseits Anerkennung gewinnen und erleichtern und vertiefen so vielfältige persönliche und institutionalisierte Kontakte.

Aus meiner Sicht sind Angehörige der deutschen Minderheit, welche die deutsche Sprache gut beherrschen und ein modernes Deutschland-Bild verinnerlicht haben, wertvolle „Botschafter“ unserer Gesellschaft und Kultur in ihrem Herkunftsland.

Die Zukunftsperspektiven der deutschen Minderheiten hängen dabei nicht nur von den Rahmenbedingungen in den jeweiligen Herkunftsländern ab; ganz wesentlich für die Sicherung der Zukunft der deutschen Minderheiten ist auch die Akzeptanz für ihre Förderung hier in Deutschland.

Und deswegen begrüße ich es sehr, dass die Stiftung Verbundenheit mit den „Tagen der Verbundenheit“ dazu beitragen möchte, diese Akzeptanz zu erhöhen. Dafür gilt Ihnen, sehr geehrter Herr Koschyk, mein großer Dank und deswegen freue mich umso mehr, dass ich heute bei Ihnen sein darf.

Eines möchte ich ausdrücklich hervorheben: Aus meiner Sicht ist die Erhöhung der Sichtbarkeit der deutschen Minderheiten auch ein wichtiges und notwendiges Zeichen des Respekts für das wechselvolle Schicksal, welches die deutschen Minderheiten in Mittel- und Osteuropa sowie in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion durchlitten haben.

Dieser Respekt gebietet es aktuell, gerade der deutschen Minderheit in der Ukraine besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Die Furcht, die Trauer und die tagtäglichen Grausamkeiten des völkerrechtswidrigen Krieges Russlands treffen alle Ukrainerinnen und Ukrainer, einschließlich der Angehörigen der deutschen Minderheit. Umso mehr bin ich davon beeindruckt, dass die Vereine der deutschen Minderheit ihr Engagement auch in diesen schweren Kriegszeiten weiterführen. An erster Stelle stehen hierbei soziale Unterstützungsmaßnahmen.

Aber auch Sprach- und Jugendprojekte werden fortgesetzt. Diesen Wunsch der Ukrainedeutschen nach einem Stück „Normalität“ unterstütze ich voll und ganz.

Mir lag es besonders am Herzen, dass mein erster offizieller Termin nach meiner Amtsübernahme ein Austausch mit Vertretern des „Rates der Deutschen der Ukraine“ war. Damit wollte ich ein Zeichen setzen – ein Zeichen dafür, dass die Bundesregierung auch in Zukunft weiter fest an der Seite der Ukraine und der Ukrainedeutschen steht.

Lassen Sie mich noch ein persönliches Wort sagen:

Ich freue mich auf den Zuwachs an Verantwortung:

Im Koalitionsvertrag haben die Regierungsparteien vereinbart, das Amt des Beauftragten für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten zu stärken und die Zuständigkeiten für Heimatvertriebene, Aussiedler und Spätaussiedler sowie deutsche Minderheiten wieder im Bundesinnenministerium zusammenzuführen. Gegenwärtig laufen die Vorbereitungen für die Zusammenführung, die unter anderem einen Aufgabenzuwachs für das Bundesinnenministerium aus dem Bereich der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie des Auswärtigen Amtes umfassen.

Ich bin überzeugt davon, dass diese Bündelung der Zuständigkeit und der Verantwortung sich positiv auf die Aufgabenerledigung auswirken wird. Und das ist auch gut so, denn in den nächsten Jahren wird es nicht an Herausforderungen mangeln.

Viele Menschen suchen in der heutigen globalisierten und immer unübersichtlicher erscheinenden Welt nach Orientierung, nach ihrer eigenen Identität, nach ihrer Heimat. Für das Gefühl persönlicher Geborgenheit bei Angehörigen der deutschen Minderheiten sind starke Wurzeln unerlässlich, die gerade auch auf einem soliden Erlernen der deutschen Sprache beruhen. Deshalb sehe ich in der Sprachförderung, ebenso wie in der Nachwuchsgewinnung und Jugendarbeit auch künftig zentrale Schwerpunkte der Förderung.

Für diese Veranstaltung wünsche ich Ihnen daher nun gutes Gelingen, viel Erfolg und ich freue mich auch auf den persönlichen Austausch mit Ihnen!

Vielen Dank!

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