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Datum
4.11.2025
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Deutsche Minderheiten stellen sich vor: Kroatien

In der aktuellen Edition der Online-Diskussion "Die Deutsche Minderheit in Kroatien," die von der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten (AGDM) veranstaltet wurde, stand die Deutsche Gemeinschaft Esseg/Osijek und ihre Projektarbeit in den Bereichen der Kultur, der Jugend und Sprache sowie ihrer Medienarbeit im Mittelpunkt.

Moderator Michael Kaczmarski, Projektkoordinator für Rumänien, Kroatien, Serbien und Slowenien der Stiftung Verbundenheit, sprach dazu mit den folgenden Gästen: Vladimir Ham, Vorsitzender der Deutschen Gemeinschaft in Esseg/Osijek, Hanna Klein, Programmmanagerin der Deutschen Gemeinschaft in Esseg/Osijek, sowie Renata Trischler, Koordinatorin der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Minderheiten (AGDM), und Daniel Walther, Mitglied des Vorstands der Stiftung Verbundenheit, die beide sich mit einem Grußwort an die Beteiligten und Zuschauer wandten.

Vladimir Ham gab zunächst einen Abriss der Geschichte der Deutschen Minderheit in Kroatien. Die meisten Angehörigen sind Donauschwaben, deren Ansiedlung vor etwa 300 Jahren, hauptsächlich zur Zeit Maria Theresias, begann. Das Hauptsiedlungsgebiet konzentriert sich auf den Nordosten Kroatiens, mit Esseg/Osijek als Zentrum.

Obwohl sich offiziell nur etwas über 3.000 Menschen zur Deutschen Minderheit bekennen, wird die tatsächliche Zahl der Deutschstämmigen auf 30.000bis 40.000 geschätzt. Die Minderheit ist im Land verstreut und hat ihre aktiven Vereine in Esseg/Osijek, Zagreb/Agram, Siratsch/ Sirač, und Wukowar/Vukovar.

Ham betonte, dass die Deutsche Minderheit in Kroatien heute ein sehr positives Image genießt, auch dank der Unterstützung der Bundesrepublik Deutschland während des Unabhängigkeitskrieges. Dies steht im Kontrast zur kommunistischen Zeit, in der die deutsche Identität oft versteckt wurde, was zu einem großen Verlust der Sprache und Kultur führte. Die Minderheit ist politisch durch Räte und Vertreter auf lokaler und regionaler Ebene gut aufgestellt. Sie belegt traditionell den Posten des stellvertretenden Vorsitzenden im Minderheitenrat der Republik Kroatien, in dem es auch um die Finanzierung der kulturellen Initiativen der Minderheiten geht. Die Zahl der sich bekennenden Deutschen ist zwischen den Volkszählungen 2011 und 2021 leicht gewachsen, was auf die erfolgreiche Reaktivierung der Identität durch die Gemeinschaft zurückgeführt wird.

Zur Projekt- und Jugendarbeit sprach Hanna Klein im Anschluss und stellte die vielfältigen Tätigkeiten der Deutschen Gemeinschaft vor, deren oberstes Ziel es ist, jede Altersgruppe und jedes Interesse anzusprechen und die verlorene Identität wiederzubeleben.

Beispielhaft nannte Klein mehrere Projekte wie z.B. eine wissenschaftliche Tagung zur Erforschung des kulturellen Einflusses der Deutschen und Österreicher auf die kroatische Mehrheitsbevölkerung oder das internationale Jugend-Theaterfestival, welches kurz vor seinem 25-jährigen Jubiläum steht und auf deutschsprachige, oft selbst verfasste Stücke von jugendlichen Schauspielern Wert legt. Der Deutsche Kulturmonat, ein jährlich im Oktober stattfindendes Projekt mit verschiedenen Workshops (z.B. Fotomarathon, Videoworkshops, Theater) in Osijek, Vukovar und Đakovo, ist eines der beliebtesten Projekte in der jungen Generation.

Die größte Herausforderung in der Jugendarbeit ist es, junge Menschen angesichts der digitalen Welt zu motivieren und sie in die Erwachsenenphase zu begleiten, damit sie Verantwortung in der Gemeinschaft übernehmen und Projekte mitgestalten, so Klein weiter. Neben Sprache und Geschichte wird großer Wert auf kulturelle Bräuche gelegt, insbesondere die kulinarische Tradition. Koch-Workshops, die alte deutsche Rezepte wiederbeleben, helfen dabei, die familiären Wurzeln zu erkennen und Generationen zu verbinden.

In Bezug auf die Medienarbeit kam die Diskussionsrunde auf das Hauptmedium der Gemeinschaft zu sprechen, welches die Zeitschrift „Das deutsche Wort“ ist, die viermal jährlich erscheint und über die Aktivitäten aller deutschen Minderheitenvereine in Kroatien sowie über Themen aus Deutschland berichtet. Ergänzt wird die Zeitschrift durch ein Kinderbeiblatt. Auch in den Sozialen Medien ist die Deutsche Minderheit Kroatiens stark vertreten und zeigt Eindrücke ihrer Projektarbeit.

Ein geplantes Großprojekt ist die Digitalisierung des biographischen Lexikons der Deutschen in Kroatien, um es öffentlich zugänglich zu machen und das Selbstbild der Minderheit zu stärken.

Der abschließende Konsens der Diskussionsteilnehmer war, dass die Nachhaltigkeit der Jugendarbeit die größte Herausforderung für die Zukunft darstellt. Es muss der Übergang von der Teilnahme an Projekten zur Übernahme von Führungsrollen gesichert werden, damit die Gemeinschaft auch in den kommenden Jahrzehnten aktiv und lebendig bleibt.

Die Stiftung Verbundenheit bedankt sich bei allen Beteiligten und freut sich, der deutschen Öffentlichkeit zusammen mit der AGDM die Deutsche Minderheit in Kroatien näher vorgestellt zu haben.

 

 

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