Bei seiner jüngsten Sitzung diskutierte der Fachbeirat „Deutsche Sprache“ der Stiftung Verbundenheit zentrale Fragen rund um den Erhalt und die Förderung der deutschen Sprache. Im Mittelpunkt standen dabei das Spannungsfeld zwischen Minderheitensprache und regionalem Dialekt sowie die Entwicklung eines Curriculums für den außerschulischen Deutschunterricht. Erstmals war mit Professor Marianne Zappen-Thomson die deutschsprachige Gemeinschaft in Namibia vertreten.
Die Leiterin des Fachbeirats, Olga Martens, berichtete in der Onlinesitzung von ihren Eindrücken bei dem diesjährigen Internationalen Deutschlehrertagung in Lübeck, dessen Motto „Vielfalt wagen - mit Deutsch” hieß. Es wurde erfreulicherweise auch eine Sektion für Deutsch als Minderheitensprache angeboten. „Es hat sich gezeigt, dass mit diesem Thema nur wenig Teilnehmer vertraut waren“, betonte Martens. Auch dies verdeutliche, dass das Vorhaben des Fachbeirats, die deutsche Sprache als Minderheiten- bzw. Herkunftssprache, stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, von enormer Wichtigkeit ist. Ihr Vorschlag, weitere Partner aus der Praxis in die Arbeit des Beiratseinzubeziehen, stieß auf breite Zustimmung. Dadurch soll angeregt werden, dass es aktive Netzwerke entstehen.
Ein weiterer Schwerpunkt der Besprechung war die Entwicklung eines Curriculums für den außerschulischen Deutschunterricht. Dr. Marco Just Quiles, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Verbundenheit, wies auf die große Bedeutung hin: „Viele Vereine, etwa in Lateinamerika, bieten aus eigenen Mitteln einen außerschulischen Sprachunterricht an. Das wird zwar auch weiterhin der Fall sein, doch eine didaktisch-inhaltliche Handreichung könnte helfen, die Arbeit auf eine gemeinsame Grundlage zu stellen.“
Auch aus Polen wurden aktuelle Herausforderungen berichtet. Sybilla Dzumla, Projektmanagerin im Bereich außerschulische Spracharbeit des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen, erläuterte, dass heutzutage das in der Schule erworbene Deutsch gegenüber dem in der Familie erworbenen Dialekts vorherrschend sei. Hinzu komme die wachsende Beliebtheit anderer Fremdsprachen wie Englisch oder Spanisch.
Zwar gebe es weiterhin Unterricht als Deutsch als Minderheitensprache, viele Eltern entschieden sich jedoch für ein Modell, bei dem das Fach nur zusätzlich angeboten wird. Es gibt auch kleinere, von deutschen Vereinen getragene Schulen, die durch die VdG im Rahmen des Förderprogramms des Bundesministeriums des Innern für die außerschulische Sprachförderung noch zusätzlich Projektmittel für ihre Arbeit beantragen können.
Es ist wichtig mit allen Mitteln den Spracherwerb der Kinder zu fördern, weil es nicht mehr in allen Familien mit Deutschen Wurzeln Deutsch gesprochen wird. Im besten Fall wachsen die Kinder mit der deutschen Kultur und Sprache auf. Aber die Weitergabe der Traditionen und Identität kann auch ohne Spracherwerberfolgen. In diesem Fall kommt es umso mehr auf den qualitativen schulischen und außerschulischen Sprachunterricht an.
Auch ein neues Mitglied durfte im Fachbeirat willkommen geheißen werden: Professor Marianne Zappen-Thomson vertritt künftig die deutschsprachige Gemeinschaft in Namibia. Die emeritierte Professorin der Universität Namibia gewährte einen spannenden Einblick in die komplexe Sprachsituation des afrikanischen Landes, in dem zwar Englisch die Amtssprache ist, aber Deutsch zu den Nationalsprachen gehört.
Mit den Beiträgen verdeutlichte die Sitzung einmal mehr, wie wichtig Netzwerke und abgestimmte Strategien sind, um die deutsche Sprache als Minderheiten- und Herkunftssprache weltweit lebendig zu halten.