Das Evangelische Zentrum in Bayreuth wurde zum Schauplatz der festlichen Kulturgala der Stiftung Verbundenheit, die jede zwei Jahre während der Veranstaltungsreihe der „Tage der Verbundenheit“ stattfindet.
Als Ehrengäste der Kulturgala, die vom Hauptgeschäftsführer Dr. Marco Just Quiles und der Teamleiterin für Russland, Zentralasien und Kaukasus Erika Erhardt moderiert wurde, konnte die Stiftung Verbundenheit Dr. Dr. h.c. Bernd Fabritius, den Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Frau Dr. Petra Loibl, die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, Herrn Bernard Gaida als Vizepräsidenten der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN) und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten (AGDM) sowie den Regierungspräsidenten von Oberfranken, Florian Luderschmid, begrüßen.
Die Gala wurde mit einem Grußwort des Vorsitzenden des Stiftungsrates der Stiftung Verbundenheit, Hartmut Koschyk, eröffnet. In seiner Ansprache dankte er der Bayerischen Staatsregierung für ihr großes Engagement und die verlässliche Unterstützung der „Tage der Verbundenheit“, bei denen Vertreter deutscher Minderheiten und deutschsprachiger Gemeinschaften in den Austausch kommen und sich zu verschiedenen inhaltlichen Themen vernetzen können.
Der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Dr. Dr. h.c. Bernd Fabritius, würdigte in seinem Grußwort die Stiftung Verbundenheit als verlässliche Mittlerorganisation, die im Auftrag des Bundesministeriums des Innern tätig ist. Er unterstrich die Relevanz der kulturellen Identität und sprachlichen Kontinuität deutscher Minderheiten in den MOE- und GUS-Staaten. Insbesondere hob er die bedeutende Rolle der deutschen Minderheiten als Brückenbauer zwischen Deutschland und ihren Heimatländern hervor – nicht nur kulturell, sondern auch wirtschaftlich. Mit eindringlichen Worten hob er die Bedeutung der Deutschen Minderheit in der Ukraine hervor, die trotz des russischen Angriffskrieges weiterhin im Land verbleibt, zahlreiche Projekte in den Bereichen ethnokulturelle Arbeit, Jugendarbeit und Sprachförderung engagiert fortführt und im derzeitigen Koalitionsvertrag ausdrücklich erwähnt wird.
Die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, Dr. Petra Loibl, betonte in ihrem Grußwort die globale Dimension der Arbeit der Stiftung Verbundenheit sowie das verlässliche und langfristige Engagement der Bayerischen Staatsregierung an ihrer Seite. Die Stiftung, so Loibl, sei ein unverzichtbarer kultureller wie auch wirtschaftlicher Brückenbauer zwischen den deutschen Gemeinschaften weltweit und Deutschland. Besonders würdigte sie die zahlreichen Initiativen und Veranstaltungen der Stiftung, die sich dem Thema der Heimatvertriebenen und Heimatverbliebenen widmen.
Ein besonders eindrucksvoller Moment des Abends war die Gesprächsrunde mit Ehrengästen aus Deutschland, Argentinien und den USA, die dem Publikum anschaulich die vielfältige Arbeit deutscher Gemeinschaften weltweit näherbrachte. Cristina Arheit-Zapp, Vorstandsmitglied der Vereinigung der deutsch-argentinischen Vereine sowie Kuratoriumsmitglied der Stiftung Verbundenheit, berichtete eindrucksvoll über die Aktivitäten deutschsprachiger Vereine und Begegnungszentren in Argentinien. Diese leisten nicht nur wertvolle Arbeit im Bereich der deutschen Kultur- und Sprachpflege, sondern wirken auch integrativ, indem sie Menschen verschiedenster Herkunft, etwa aus Deutschland, Italien, Spanien und Ungarn, aktiv einbinden. Arheit-Zapp plädierte eindringlich für den Ausbau nachhaltiger Förderstrukturen, um das Ehrenamt langfristig abzusichern und zu stärken.
Waldemar Eisenbraun, Geschäftsführer des Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland (BKDR), stellte die vielschichtige Erinnerungsarbeit seines Hauses vor – etwa durch Publikationen über die Schwarzmeerdeutschen sowie eine Ausstellung über die Wolgadeutschen in Argentinien, die in Zusammenarbeit mit der Stiftung Verbundenheit realisiert wurde. Auch die grenzüberschreitende Kooperation mit deutschen Gemeinschaften in Kasachstan und Aserbaidschan wurde in diesem Zusammenhang besonders gewürdigt.
Prof. Renate von Ludanyi, PhD, Präsidentin der German Language School Conference, sprach über ihre in den USA gegründete deutsche Samstagschule, an der Schülerinnen und Schüler mit großem Engagement die deutsche Sprache auf hohem Niveau erlernen – bis hin zum international anerkannten C1-Diplom. Sie bezeichnete die Absolventinnen und Absolventen ihrer Schule als moderne Brückenbauer zwischen den USA und der deutschsprachigen Welt.
Den glanzvollen Höhepunkt der Veranstaltungsreihe „Tage der Verbundenheit“ bildete die feierliche Preisverleihung. An diesem Abend wurden die diesjährigen Kulturpreise an herausragende Vertreterinnen und Vertreter deutscher Minderheiten und Gemeinschaften aus Slowenien, den USA, der Ukraine, Argentinien und der Slowakei vergeben. Unter anderem zeichnete Dr. Bernd Fabritius die deutschsprachige Minderheit in Slowenien für ihr vorbildlich organisiertes Jugend-Sommerlageraus, das maßgeblich zur Identitätsbildung der jungen Generation beiträgt. Den Preis nahm Frau Kop, Vorsitzende des Dachverbands der deutschsprachigen Minderheit in Slowenien, mit großer Dankbarkeit entgegen und würdigte dabei besonders die Unterstützung, die ihrer Gemeinschaft zuteil wird. Obwohl diese Minderheit bislang nicht offiziell in Slowenien anerkannt ist, setzt sich die Stiftung Verbundenheit entschlossen für deren Sichtbarkeit und Anerkennung ein.
Ein weiterer Preisträger war die German Language School Conference in den USA, eine Institution, die sich maßgeblich der Pflege der deutschen Sprache und Kultur in den Vereinigten Staaten widmet. Prof. Dr. Stephanie Risse, Mitglied des Kuratoriums, betonte, dass die Organisation weit mehr als eine reine Bildungseinrichtung sei – sie fungiert vielmehr als wichtige Brücke zwischen den USA und den deutschsprachigen Ländern.
Eine weitere Auszeichnung erhielt Helmut Bistika, ein engagierter Künstler und Pädagoge aus der Region Metzenseifen in der Ostslowakei, wo die einheimischen Deutschen den mantakischen Dialekt sprechen. Er leitet zahlreiche Projekte für Erwachsene und Kinder mit geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen. Für sein herausragendes sozialpädagogisches Engagement wurde er geehrt – eindrucksvoll dokumentiert in einem begleitenden Film. Den Preis überreichte Frau Dr. Loibl, die in ihrer Laudatio seine vielfältigen Aktivitäten, Projekte und sein großes Engagement würdigte und ehrte.
Ein Kulturpreis ging an das Projekt „Puentes de la Memoria“ (Brücken der Erinnerung), das von den Mitgliedern der Initiative #JungesNetzwerk in Lateinamerika, von María Paula Pires und María Luján Travela, organisiert wurde. Ziel des Projekts war es, die Aufarbeitung des Holocausts sowie der letzten zivil-militärischen Diktatur Argentiniens (1976–1983) zu fördern. Im Rahmen von zwölf virtuellen Treffen lasen und diskutierten die Teilnehmenden gemeinsam themenbezogene Texte. Dadurch entstand nicht nur eine symbolische Brücke mit einem gemeinsamenhistorischen und politischen Fundament zwischen Argentinien und Deutschland, sondern auch ein Raum, um über die Erinnerungskultur beider Länder zu reflektieren. Als Grundlage dienten literarische Texte, die den Zugang zu den Themen Erinnerung und Verantwortung aus theoretischer, ethischer, rechtlicher und gesellschaftlicher Perspektive ermöglichten. Thomas Hacker, Mitglied des Kuratoriums, und Laudator bei der Preisverleihung, hob in seiner Rede hervor, dass diese Initiative beispielhaft Verantwortung fördert, zu einem geplanten thematischen Austausch anregt und einen wichtigen Beitrag zur außenpolitischen Kulturarbeit leistet.
Im Anschluss hielt Bernard Gaida, Sprecher der AGDM, eine bewegende Laudatio auf Lene Dej – eine ukrainische Journalistin, Filmemacherin, Chronistin und engagierte Botschafterin der deutschen Kultur, die sich seit vielen Jahren, besonders auch in der Kriegszeit, für die Dokumentation und Förderung der Deutschen Minderheit in Transkarpatien einsetzt. Als Korrespondentin der Abteilung für nationale Minderheiten desukrainischen Fernsehens im Studio Uschgorod spielt sie eine zentrale Rolle in der Berichterstattung über die Situation der deutschen Gemeinschaften in der Westukraine. Lene Dej unterstützt die Stiftung Verbundenheit vor Ort durch ihre Kontakte und Expertise und ihre Arbeit trägt maßgeblich dazu bei, das Bewusstsein für die Belange der Deutschen Minderheit in der Ukraine zu schärfen.
Den musikalischen Rahmen der Gala gestaltete das Orchester des BKDR unter der Leitung von Ewald Oster, begleitet von der renommierten russlanddeutschen Künstlerin Helena Goldt.
Die Kulturgala 2025 in Bayreuth verdeutlichte die kulturelle Vielfalt, das Engagement und die grenzüberschreitende Vernetzung deutscher Minderheiten und Gemeinschaften. Sie zeigte eindrucksvoll, wie tief die Stiftung Verbundenheit in ihrem Wirken verankert ist – nicht nur als Förderer kultureller Vielfalt, sondern auch als politischer Fürsprecher für die Anerkennung und Sichtbarkeit deutscher Minderheiten und Gemeinschaften weltweit.