Eine kürzlich wiederentdeckte Polizeiakte, die seit 2002 als verschollen galt, erweitert das Wissen über das Leben des NS-Arztes Josef Mengele nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Nach Kriegsende gelang Mengele die Flucht über Italien nach Argentinien, wo er bis 1959 unbehelligt leben konnte. Die Akte zeigt, dass er 1956 einen deutschen Reisepass beantragte und 1959 sogar eine Reise in die Bundesrepublik Deutschland unter seinem echten Namen plante.
Nachdem er Hinweise erhielt, dass sein Aufenthaltsort bekannt geworden war, floh Mengele 1959 weiter nach Paraguay und schließlich nach Brasilien. Dort lebte er unter falscher Identität. Trotz internationaler Fahndung konnte er sich jahrzehntelang der Strafverfolgung entziehen. Er starb 1979 in Brasilien, ohne jemals für seine Verbrechen zur Rechenschaft gezogen worden zu sein. Seine Identität wurde erst Jahre später durch forensische Untersuchungen eindeutig bestätigt.
Die Veröffentlichung dieser Akte wirft ein neues Licht auf die Versäumnisse der Nachkriegsjustiz sowie auf die Fluchtrouten ehemaliger Nationalsozialisten nach Südamerika – ein Thema, das bis heute von Relevanz ist.
Die Stiftung Verbundenheit engagiert sich in Lateinamerika für die dort lebenden deutschstämmigen Gemeinschaften und den deutsch-lateinamerikanischen Dialog – unter anderem durch kulturelle Bildungsprojekte, bürgerschaftliches Engagement und die Förderung historischer Verantwortung. In diesem Rahmen ist auch die kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ein wichtiger Bestandteil gemeinsamer Erinnerungsarbeit.