Die Stiftung Verbundenheit und ihre Bürgerdiplomatie-Initiative #JungesNetzwerk realisierten in Kooperation mit den kolumbianisch-deutschen Kulturzentren aus Cartagena, Medellín, Cali und Barranquilla einen zweitägigen Workshop in der Universität von Cartagena, Kolumbien. 40 Teilnehmende aus der Zivilgesellschaft beschäftigten sich im „Culture Lab“ intensiv mit dem aktuellen Deutschlandbild und die Wahrnehmung Deutschlands in Kolumbien. In angeleiteten Arbeitsgruppen wurden zudem Projekte erarbeitet, die die Reflektionen über kulturelle Gemeinsamkeiten zwischen Deutschland und Kolumbien in breitere Gesellschaftsschichten tragen sollen. Das “Cultur Lab” - Format von der Stiftung Verbundenheit entwickelt und erstmals im Jahr 2019 in Buenos Aires umgesetzt.
Im Rahmen des 2-tägigen Workshops kamen 40 ausgewählte Teilnehmende aus den Küsten-Departments Atlantico und Bolivar mit Fachleuten der kolumbianisch-deutschen Kulturinstitutionen zusammen, darunter Theresa Wallner, Direktorin der Casa Cultural Colombo-Alemana de Cartagena, Sarah Tritschler, die das Instituto Cultural Alexander von Humboldt de Medellín vertrat, die Leiterin des Kulturzentrums in Cali Ingrid de Tala sowie Elkin Molina Arteta und Edwin Jose Molina Ortega von der Fundación Colombo-Alemana de Barranquilla. Die Stiftung Verbundenheit, vertreten durch Dr. Marco Just Quiles, Jan Wilms und Gabriel Podevils, kooperiert seit 2023 mit den kolumbianisch-deutschen Kulturinstitutionen.
Die Eröffnung des „Culture Lab“ fand in den Räumlichkeiten im historischen Claustro de la Merced der Universität Cartagena statt. Dort begrüßten Dr. Marco Just Quiles, stellvertretender Geschäftsführer der Stiftung Verbundenheit, und Teresa Wallner, Direktorin der Casa Cultural Colombo-Alemana, die Teilnehmenden und stellten das Programm des kommenden Workshops vor.
In der anschließenden, von Gabriel Podevils moderierten Vorstellungsrunde, präsentieren die Teilnehmenden ihre Erwartungen an das “Culture Lab” und erläuterten ihr Interesse an den kolumbianisch-deutschen Kulturbeziehungen. Die Ergebnisse wurden gesammelt und geclustert. Dabei zeigte sich die Diversität der Teilnehmenden, unter ihnen Studierende, Universitätsdozenten, Ingenieure/-innen, Kulturmanager, Sozialarbeiter/-innen etc.; viele mit Deutschlanderfahrung.
Am darauffolgenden Tag hießen Theresa Wallner und Dr. Marco Just Quiles die Teilnehmenden willkommen. Nach einer Zusammenfassung der Erwartungen vom Vortag wurden die Anwesenden in vier Arbeitsgruppen bzw. “Themen-Inseln" eingeteilt. In der ersten Arbeitsphase erarbeiteten die Gruppen Konzepte und Realitäten des heutigen Deutschlandbildes und entwickelten unter Anleitung der Moderatoren Poster. in den Arbeitsgruppen wurden jeweils die Themen “Erziehung und Bildung”, “Arbeit und Freizeit”, “Interkulturelle Unterschiede”, "Multikulturalität und Migration” in Deutschland und Kolumbien behandelt. Dabei orientierten sich die Arbeitsgruppen an der Frage: "Welche Vorstellungen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede existieren im deutsch-kolumbianischen Kontext?”.
Anschließend folgte die zweite Arbeitsphase, in der die Teilnehmenden Bürgerprojekte entwarfen, um ein aktuelles Bild von Deutschland zu vermitteln und/oder die Beziehung zwischen Deutschland und Kolumbien weiter auszubauen. Auch hier wurde die Arbeit durch die Moderatoren unterstützt und in Form eines Posters festgehalten. Die Ergebnisse der beiden Arbeitsphasen wurden anschließend präsentiert, wobei jede Gruppe ihre Ergebnisse in kurzen Vorträgen mit Publikums-Feedback vorstellte. Der Tag endete mit einer Zusammenfassung und Schlussfolgerungen, bevor die Anwesenden den Abend bei einem gemeinsamen Abendessen ausklingen ließen.
Die Veranstaltung bot einen intensiven Austausch, bei dem die Teilnehmenden nicht nur ihre Erwartungen und Ideen einbrachten, sondern auch neue Perspektiven auf Deutschland gewannen und diese in konkrete Projektideen umsetzen konnten.
Zwei Beispielprojekte, die im Rahmen des innovativen Culture-Labs entstanden, finden Sie hier:
Das Projekt „Bildungsbrücken“ wurde unter anderem entwickelt, um den Informationszugang über Bildungschancen in Deutschland für Studierende und Fachkräfte aus Kolumbien zu erleichtern. Es basiert auf der Idee, neue mediale Formate in Zusammenarbeit mit erfahrenen Partnern wie deutschen Stiftungen, den kolumbianisch-deutschen Kulturzentren, dem DAAD sowie verschiedenen Alumni-Netzwerken. Die Umsetzung dieses Projekts soll in verschiedenen Formaten erfolgen, sowohl in Präsenz als auch digital.
Geplant sind virtuelle Vorträge, der Aufbau einer Online-Community sowie ein Blog. Dabei sollen existierende Plattformen wie die DAAD-Stipendiensuche, die Studierenden einen direkten Zugang zu Fördermöglichkeiten eröffnet, promotet werden. Im Mittelpunkt stehen die Förderung von Kompetenzen, Unabhängigkeit und Eigenständigkeit – Werte, die nicht nur im deutschen Bildungssystem, sondern auch im interkulturellen Austausch eine zentrale Rolle spielen.
Die Teilnehmenden von „Bildungsbrücken“ evaluierten auch die Herausforderungen, die mit einem interkulturellen Bildungserfolg einhergehen könnten: von den formalen Anforderungen und dem Spracherwerb bis hin zur sozialen und akademischen Integration.
Dieses Ergebnis der Gruppenarbeit ist ein Beispiel dafür, wie Kreativität und Engagement Brücken bauen können – nicht nur zwischen Ländern, sondern vor allem zwischen Menschen.
Ergebnis der Gruppe” Alemania como País de Migración y Diversidad” (Deutschland als Land der Migration und Vielfalt)
Im Culture-Lab entstand zudem die Idee eines Projekts, das Migration als Bereicherung begreift und den Austausch zwischen Kolumbien und Deutschland fördert. „Deutschland als Land der Migration und Vielfalt“ zielt darauf ab, die Erfahrungen von Migrantinnen und Migranten sichtbar zu machen, Vorurteile abzubauen und Strategien für die Integration zu entwickeln.
Die Teilnehmenden dieser Arbeitsgruppe schlugen Formate wie ein Eröffnungsforum, Online-Vorträge und multimediale Beiträge vor, um Themen wie öffentliche Meinung, kulturelle Identität und wirtschaftliche Chancen zugänglich zu machen. Persönliche Geschichten von Migrantinnen und Migranten sollen dabei im Mittelpunkt stehen, ergänzt durch Expertenanalysen und den Vergleich von Migrationspolitiken beider Länder.
Das Projekt betont die aktive Rolle von Migrantinnen und Migranten als Erzähler und Impulsgeber. Die Vision: Eine Plattform, die interkulturelles Verständnis fördert und zeigt, wie Migration Gesellschaften bereichern kann.
Die Teilnehmenden wurden anschließend befragt, was sie aus dem Workshop mitgenommen haben und welche Aspekte als besonders bereichernd empfunden wurden. Der direkte Austausch mit an Deutschland interessierten Bürgerinnen und Bürgern aus Kolumbien wurde als einer der großen Vorteile genannt. Besonders inspiriert haben die Anwesenden, die verschiedenen Perspektiven der beiden Länder zu betrachten, anregende Diskussionen zu führen und Ideen für die Zukunft zu entwickeln. Auch die kolumbianisch-deutschen Kulturinstitutionen begrüßten den persönlichen Austausch über das aktuelle Deutschlandbild mit kolumbianischen Interessenten.
Die Stiftung Verbundenheit dankt allen Teilnehmenden sowie den unterstützenden Akteuren, die durch ihr Engagement und ihre wertvolle Mitarbeit dieses erfolgreiche „Culture-Lab“ ermöglicht und einen bedeutenden Beitrag zum interkulturellen Austausch zwischen Deutschland und Kolumbien geleistet haben. Dieses Projekt wurde mit Mitteln des Auswärtigen Amtes durchgeführt.