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Datum
17.11.2025
Autor

#verbunden_mit Benjamin Józsa

Im Rahmen unserer Interviewreihe unter dem Hashtag #verbunden_mit präsentieren wir regelmäßig Persönlichkeiten, die in besonderer Weise mit deutschen Minderheiten und Sprachgemeinschaften verbunden sind, aus ihnen stammen oder aus ihrem Umfeld kommen.

In der aktuellen Edition sprechen wir mit Benjamin Józsa, dem Geschäftsführer des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR), und seit wenigen Tagen auch neuem Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten (AGDM). Benjamin Józsa löst in dieser Funktion Bernard Gaida ab, der seit 2016 die Arbeit der AGDM leitete.

Was hat Sie bewogen, für den Posten als AGDM-Sprecher zu kandieren?  Welche Ziele haben Sie sich selbst für Ihre erste Amtszeit als AGDM-Sprecher gesetzt?

Bei meiner „Bewerbungsrede“ nannte ich drei Schwerpunkte, die ich verfolgen werde: Erstens: Weiteres Erhöhen der Sichtbarkeit der deutschen Minderheiten aus Europa und Zentralasien in deutscher Politik und Gesellschaft und damit verbunden das Herausarbeitender Chancen, die die Mitglieder dieser Minderheit in ihren jeweiligen Heimatländern für Deutschland und ihr Heimatland darstellen. Zweitens: Das Vertiefen der Zusammenarbeit unserer Mitgliedsvereine untereinander. Jeder dieser Vereine hat seine Stärken, die er einbringen kann und Lösungsansätze, die weitergegeben werden können - diesen Erfahrungsschatz möchte ich allen zugänglich machen. Drittens: Das Stärken der Jugendarbeit. Ich habe meine Tätigkeit in unserem Minderheitenverband in der Jugendorganisation begonnen, deswegen weiß ich von der Wichtigkeit des „Bereit-Seins“ im Verantwortung übernehmen. Ich möchte also gerne in Köpfe investieren, die sehr bald ein abrufbereites Instrumentarium zur Verfügung haben sollen, um in der Minderheitenarbeit ihr Bestes geben zu können.

Welche Dinge, Abläufe oder Errungenschaften der AGDM aus den letzten Jahren wollen Sie auf jeden Fall weiterführen? Was möchten Sie anders machen?

Wie in jeder neuen Aufgabe, denke ich, ist die Lern- und Zuhörphase am Anfang sehr wichtig. Deswegen ist es vielleicht für eine erschöpfende Beantwortung dieser Frage ein bisschen zuf rüh. Ich halte auch nicht viel vom Sofort-alles-anders-machen-Wollen. Ich werde mir genau ansehen, was bis dato gelaufen ist und falls nötig Anpassungen vornehmen. Auf jeden Fall werden wir das Treffen mit Politikern aus Bund und Ländern beibehalten und ausbauen. Als ebenfalls sehr gut und zielorientiert hat sich die ebenen übergreifende enge Zusammenarbeit mit dem für uns Minderheiten zuständigen Bundesministerium des Innern erwiesen. Eine besondere Rolle wird der Zusammenarbeit mit dem Beauftragen der Bundesregierung für Aussiedler und nationale Minderheiten zukommen, da wir mit Dr. Dr. hc Bernd Fabritius einen besonders profilierten und engagierten Kämpfer für die autochthonen Minderheiten haben, dessen Engagement für unsere deutschen Gemeinschaften aus Europa und Zentralasien beispielhaft ist.

Gerne werde ich auch weiter den Kontakt zum Auswärtigen Amt pflegen, da den Botschaftern Deutschlands in den einzelnen Heimatländern eine große Rolle in dem Unterstützen der deutschen Minderheiten und Werben für die deutschen Minderheiten zukommt. Ein Punkt besonderer Wichtigkeit sind auch die Treffen mit den Botschaftern der verschiedenen Heimatländer in Berlin. Diese Punkte werde ich gerne nahtlos weiterführen.

Worauf ich mich besonders freue, ist die Zusammenarbeit mit der Präsidentin der FUEN, dem Präsidium der FUEN und dem Generalsekretariat. Die FUEN-Präsidentin Olivia Schubert ist keine Unbekannte, sondern eine langjährige Freundin, deren Arbeit ich außerordentlich schätze, hier wird es viele Anknüpfungspunkte geben. Auch mit dem Generalsekretariat der FUEN und der Koordinierungsstelle der AGDM verbinden mich langjährige Erfahrung in guter Zusammenarbeit, so dass einer geräuschlosen und ergebnisorientierten Arbeit nichts im Wege steht. Denn eines werde ich auf jeden Fall aus meiner Erfahrung in der Exekutive des DFDR beibehalten und in der Funktion als AGDM-Sprecher umsetzen: eine effiziente, zeitschonende und disziplinierte Herangehensweise an alle Aufgaben.

Last but not least, freue ich mich auf die Zusammenarbeit mit der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland. Hartmut Koschyk kenne ich seit vielen Jahren und weiß ihn als unermüdlichen Werber für die Belange der deutschen Minderheiten zu schätzen.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen der deutschen Minderheiten in den kommenden Jahren?

Die allergrößte Herausförderung sehe ich im Sichern des Nachwuchses für die Organisationen. Wir leben in einer multipolaren Welt mit einer ums Vielfache erhöhten Mobilität in der wir unseren Platz behaupten müssen. Deswegen auch mein eingangs erwähntes Investieren in Köpfe: Wir müssen Nachwuchskräfte anziehen, bestens ausbilden und – koste es was es wolle – halten. Ohne diese Trias ist jeder Verein, jede Organisation zum Scheitern verurteilt. In der AGDM-Jugend haben wir einen wundervollen Partner für diese Aufgabe, da unsere Nachwuchskräfte unmittelbar in die Jugendorganisation der jeweiligen Heimatländer hineinwirken können.

Eine zweite ständige Aufgabe ist das weitere Sichern der Förderung durch die Bundesrepublik Deutschland. Hier meine ich nicht nur die materielle Förderung sondern auch die ideelle. Sicherlich, ist eine materielle Förderung Deutschlands, verbunden mit der durch das Heimatland, die Grundlage für jedes professionelle Arbeiten. Doch kommt der ideellen Förderung durch Bundes- und Länderpolitik eine ebenfalls große Rolle zu. Wenn Politiker aus Deutschland die Heimatländer der Minderheiten besuchen und auch die Minderheit treffen bzw. in ihre Siedlungsgebiete reisen, helfen sie doppelt: Sie verankern das Interesse Deutschlands an seinen Minderheitengruppen und zeigen der Politik der Heimatländer, wie wichtig ihnen diese Minderheiten sind. Umso wichtiger ist diesen in Ländern, in denen es Spannungen zwischen Politik und Minderheit gibt. Hier können Besuche von Politikern und Engagement des deutschen Botschafters Wunder wirken und Wogen glätten, die auf andere Weise nur schwer geglättet werden würden. Gesellschaften sind dynamisch geworden, deswegen muss diese ideelle Förderung auch immer wieder auf´s Neue bekräftigt werden.

Die dritte Herausforderung haben die deutschen Minderheiten schon seit Jahrhunderten angenommen, diese muss nur weitergeführt werden, nämlich der Stabilitätsanker in teils schwierigen Regionen oder Nachbarschaften zu sein. Ich weiß es aus der Geschichte meiner Heimatregion Siebenbürgen, wie wichtig es ist, wenn eine Minderheit zum Wohle aller wirkt aber sich auch um Ausgleich zwischen konkurrierenden Kräften bemüht. Das genannte Modell hat sich nicht nur bewährt, sondern es ist m.E. das einzige gangbare Modell für ein dauerhaftes friedliches Zusammenleben. Dafür werde ich mit Nachdruck werben um einmal mehr zu unterstreichen: Minderheitenarbeit ist immer Friedensarbeit.

Lieber Herr Józsa, vielen Dank für das Interview und alles Gute für die kommende Zeit als AGDM-Sprecher.

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