In diesem Jahr veröffentlicht die Stiftung Verbundenheit in ihren sozialen Medien einen Adventskalender, bei dem an jedem Tag des Advents eine deutsche Minderheit bzw. eine deutschsprachige Gemeinschaften in aller Welt kurz und knapp vorgestellt wird, die derzeit in der Förderung durch das Bundesministerium des Innern oder das Auswärtige Amt steht. Ziel ist es, nicht nur die deutsche Minderheit oder deutschsprachige Gemeinschaft vor Ort kurz vorzustellen, sondern auch das Wissen über ihre Existenz, ihre Tätigkeiten und Projekte zu vermitteln.
22 - Die Deutsche Minderheit in Rumänien
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Die deutsche Minderheit in Rumänien zählt nach eigenen Schätzungen ca. 30.000 Menschen. Ihre Angehörigen unterteilen sich nach mehreren Regionen des heutigen Rumäniens: Die Siebenbürger Sachsen, die Sathmarer und Banater Schwaben, die Banater Berglanddeutschen, Landler und Zipser, die Buchenland- und Dobrudschadeutschen sowie die Altreichdeutschen. Sie sind vollberechtigte Bürger des modernen rumänischen Staates und haben als Autochthone zu seinem Entstehen beigetragen. Das deutsche Bildungssystem sowie kulturelle Angebote, wie das deutsche Staatstheater Temeswar/ Timișoara und die Tageszeitung „Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien“ finden großen Anklang bei der deutschen Minderheit. Zu den kulturellen Höhepunkten gehören Brauchtumsfeste und andere Veranstaltungen, welche von der deutschen Minderheit genauso gern wie von der Mehrheitsbevölkerung besucht werden. Zwischen 2014 und 2024 stellte die deutsche Minderheit mit Klaus Johannis den ersten Präsidenten Rumäniens, der gleichzeitig Angehöriger einer Minderheit ist.
Die deutsche Minderheit in Rumänien wird politisch, sozial und kulturell durch das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien (DFDR) mit Sitz in Hermannstadt/Sibiu vertreten. Das DFDR ist hierarchisch gegliedert in Ortsforen, Kreisforen und die fünf Regionalforen Altreich, Banat, Buchenland, Nordsiebenbürgen und Siebenbürgen. Die Foren erlauben der deutschen Minderheit eine politische Teilhabe in Rumänien, die sich u. a. in der Tätigkeit ihrer Mitglieder als Bürgermeister oder in Gemeinderäten niederschlägt. Die Jugendorganisationen der deutschen Minderheit sind landesweit zusammengeschlossen in der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Jugendorganisationen in Rumänien e. V. (ADJ) und realisieren alljährlich zahlreiche Sprach- und Kulturprojekte.
Neben ihrer Projektarbeit ist die deutsche Minderheit in Rumänien sich auch ihrer sozialen Verantwortung bewusst. Über regionale Stiftungen werden Einzelfallhilfen an sozial bedürftige Angehörige der deutschen Minderheit und ehemalige Russlanddeportierte ausgezahlt. Zudem besitzt die deutsche Minderheit in Rumänien insgesamt drei eigene Altenheime in Sathmar/Satu Mare, Hermannstadt/Sibiu sowie Temeswar/Timişoara. Die Selbstorganisation der deutschen Minderheit übt außerdem über die fünf regionalen Wirtschaftsstiftungen einen wichtigen Einfluss auf die Entwicklung kleiner und mittelständischer Unternehmen auf lokaler sowie regionaler Ebene in Rumänien aus. Durch ihre Förderung werden vorwiegend junge Unternehmer bei der Existenzgründung unterstützt, die anschließend eine Rolle als Multiplikator erfüllen – in Bereichen wie Landwirtschaft, Medizin oder Handwerk. Es handelt sich dabei um den BVIK Banatia, die ACI Bukowina Stiftung, die Sathmarer Stiftung für internationale Kooperation (SSIK), die Saxonia Transilvania Stiftung und den Verein für internationale Kooperation Transcarpatica.
Rumänien ist aufgrund seiner Lage am Schwarzen Meer von entscheidender Bedeutung für Deutschland und die EU. Das Land ist als Mitglied der NATO ein wichtiger Verbündeter Deutschlands an der NATO-Ostflanke, umso mehr aufgrund seiner Grenze zur Ukraine. Aus energiepolitischer Sicht sind die engen Beziehungen zu Rumänien wichtig, da die Möglichkeit der Ausbeutung von Erdölvorkommen im Schwarzen Meer besteht. Durch seine Lage nicht nur an der Küste des Schwarzen Meeres, sondern auch entlang der Donau, hat Rumänien Zugang zu entscheidenden Schifffahrts- bzw. Handelsrouten durch Mittel- und Südosteuropa sowie in Richtung Asien. Die rumänische Wirtschaft hat sich in den letzten Jahren dynamisch entwickelt und stellt einen interessanten Standort für deutsche Investitionen dar.
Die deutsche Minderheit nimmt über ihre eigene politische Organisation, das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien (DFDR) Einfluss auf die Politik im Land. Die Minderheit wird im nationalen Parlament durch den Abgeordneten Ovidiu Ganţ vertreten, der 2024 wiedergewählt wurde. Von 2014 bis 2024 stammte der Präsident Rumäniens, Klaus Johannis, aus den Reihen der deutschen Minderheit und unterstrich damit ihren Status im Land. Zudem sind Vertreter der deutschen Minderheit auch in Gemeinderäten vertreten und bekleiden die Posten von Bürgermeistern. Die Deutsche Minderheit ist ein Motor der wirtschaftlichen Entwicklung auf lokaler und regionaler Ebene. Die fünf Wirtschaftsstiftungen, tätig in den einzelnen Regionen Rumäniens, unterstützen als Kreditgeber kleine und mittelständische Firmen. Die deutschen Unternehmer sind sowohl in der Landwirtschaft als auch in diversen anderen Bereichen wie Handwerk oder Medizin tätig.
Die deutsche Minderheit genießt ein sehr gutes Ansehen in der rumänischen Gesellschaft. Das ist z. B. in den engen wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen der Deutschen Minderheit und ihrem Umfeld erkennbar. Deutsche Dienstleistungen wie bspw. Arztpraxen unterhalten breite Kundenstämme, die sich nicht nur auf die Angehörigen der eigenen Minderheit beschränken. Die Kulturveranstaltungen der deutschen Minderheit werden auch von der Mehrheitsgesellschaft positiv aufgefasst und rufen ein breites Medienecho hervor. Es bestehen zwei deutsche Theater in Rumänien: das Deutsche Staatstheater in Temeswar/Timişoara sowie die deutsche Abteilung des Radu-Stanca-Nationaltheaters in Hermannstadt/Sibiu. Die Minderheit unterhält auch viele eigene soziale und kulturelle Einrichtungen, darunter mehrere Altenheime, Kindergärten und Schulen. Die deutsche Spracheerfreut sich in Rumänien großer Beliebtheit, der deutschsprachige Unterricht wird auch von Schülern besucht, die nicht Teil der deutschen Minderheit sind.




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